Steigende Zinsen bei rasant gestiegenen Immobilienpreisen - das stellt viele Bauherren und Immobilienkäufer vor große Herausforderungen. Wer aktuell die Finanzierung einer Immobilie plant, sollte genau rechnen: Die monatliche Belastung für Zins und Tilgung sollte nicht mehr als 30 bis 35 Prozent des verfügbaren Nettoeinkommens betragen.
Fünf aktuelle Finanzierungstipps in Zeiten steigender Zinsen:
1. Banken verlangen eine höhere Tilgung - monatliche Belastung genau kalkulieren
Für die Baufinanzierung steigt aktuell die monatliche Belastung deutlich. Damit der aufgenommene Kredit in einem Zeitraum von 30 Jahren getilgt werden kann, verlangen die meisten Banken eine Anfangstilgung von zwei oder drei Prozent. Die Folge: Konnten im Jahr 2021 mit 1.000 Euro monatlich bei einem Prozent Zins und drei Prozent Tilgung noch 300.000 Euro finanziert werden, sind mit dem aktuellen Zins und drei Prozent Tilgung nur 200.000 Euro finanzierbar.
Müssen aber 300.000 Euro mit einem Zins von drei Prozent finanziert werden, beträgt die monatliche Belastung bei drei Prozent Tilgung schon 1.500 Euro. Wer heute eine Immobilie finanzieren will, sollte deshalb genau nachrechnen, ob das monatliche Budget ausreicht. Monatliche Belastungen für Zins und Tilgung sollten nicht mehr als 30 bis 35 Prozent des verfügbaren Nettoeinkommens betragen. Denn es kommen noch mindestens zehn bis 15 Prozent dazu an Kosten für den Unterhalt der Immobilie wie Strom, Heizung, Wasser, Steuern oder Gebühren.
2. Kreditkonditionen in der Werbung oft zu niedrig angesetzt - solide finanzieren mit ausreichend Eigenkapital
Ebenso sollten sich Immobilienkäufer nicht von angebotenen Zinsen bei der Hausbank oder auf Internetportalen blenden lassen. Meist gelten diese Angebote nur für einen Teil der Kreditsumme. Mit höherem Fremdkapitalbedarf steigt das Risiko der Bank und damit auch der Zins für die Finanzierung.
Können beispielsweise nur die Kaufnebenkosten in Höhe von ca. 12 Prozent mit Eigenkapital finanziert werden, ist eine 100 Prozent Finanzierung nötig. Je nach Bank wird dafür ein um ein Prozent höherer Zins verlangt. Solide finanziert man mit 20 bis 30 Prozent Eigenkapital plus Eigenkapital für die Finanzierung der Kaufnebenkosten.
3. Zinsbindung von 15 jahren kann weiter sinnvoll sein
Auch wenn die Zinsen steigen, sollten Bauherren über längere Zinsbindungen als zehn Jahre nachdenken. Der Zins für 15-jährige Zinsbindungen liegt aktuell um ca. 0,3 Prozent höher als für zehn Jahre. Die monatliche Belastung ist also höher bzw. die Tilgung bei vergleichsweiser gleicher Rate niedriger.
Wer ein Darlehen nimmt, hat dann aber ein einseitiges gesetzliches Kündigungsrecht. Während bei zehn Jahren Laufzeit die Restschuld zwingend mit dem dann aktuellen Marktzins finanziert werden muss, bekommt man bei längerer Zinsbindung zum Beispiel ein fünfjähriges Zeitfenster.
4. Sondertilgungen beantragen und Förderung nutzen
Hilfreich sind Sondertilgungsrechte, mit denen man die Tilgung beschleunigen kann und die Restschuld nachhaltig reduziert. Sondertilgungsrechte werden auf Nachfrage in der Regel eingeräumt. Einige Banken bieten auch zwei oder drei Tilgungssatzwechsel während der Zinsbindung an. Das ist eine weitere Option, flexibel zu sein. Grundsätzlich sollten auch Fördermöglichkeiten der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und die Förderungen der Bundesländer in die Planung mit einbezogen werden.
5. Keinen Kredit überstürzt abschließen
Auch wenn die Europäische Zentralbank (EZB) angekündigt hat, den Leitzins im Juli erstmals seit Jahren wieder anzuheben, sollten Immobilienkäufer nicht aus Angst vor steigenden Zinsen überstürzt einen Immobilienkredit abschließen! Denn dieser Zinserhöhung könnten Verbraucher:innen gar nicht mehr zuvorkommen, erklären die Experten der Verbraucherzentrale Hamburg.
Auch die Anschlussfinanzierung eines Immobilienkredits sollten Eigentümer:innen nicht auf Jahre im Voraus, sondern möglichst kurzfristig abschließen. Denn: Vor dem Abschluss einer Finanzierung sollten alle Eventualitäten berücksichtigt werden. Das ist mit einem Vorlauf von drei Jahren jedoch nur schwer möglich. Zumal niemand seriös vorhersagen kann, wie sich die Zinsen in drei Jahren entwickeln werden.
Prospekt: SCHUFA Holding AG
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