Josef Spritzendorfer: Leider sind viele dieser Gütezeichen keineswegs ein Garant für die absolute "Unbedenklichkeit der Produkte“. So enthalten viele Wandfarben, die mit Umweltzeichen werben, das Konservierungsmittel Isothiazolon - zumindest für viele Allergiker sind solche Produkte absolut "unverträglich“. Daneben enthalten viele Farben neben diversen unterschiedlichen Zusätzen (Additiven) auch die "krebserregenden“ Stoffe Formaldehyd und Styrol.
Sind "lösemittelfreie“ Farben grundsätzlich empfehlenswert?
Josef Spritzendorfer: Für den Verarbeiter stellen diese Produkte in der Regel eine verträglichere Lösung dar - für den Bauherren ist die Aussage "lösemittelfrei“ aber keineswegs die Garantie für eine gesundheitliche Unbedenklichkeit. In zahlreichen so genannten "lösemittelfreien“ Farben finden sich oftmals SVOCs ("schwerlösliche“ Lösemittel) die auf Grund ihres höheren Siedepunktes leider laut TRSG 610 (technische Regeln für Gefahrstoffe) nicht als "Lösemittel“ gekennzeichnet werden müssen, aber über lange Zeiträume die Raumluft belasten können. Solche "Hochsieder" (Siedepunkt über 200 °C, wenig flüchtige Substanzen) gelten rechtlich nicht als Lösemittel. Während "klassische" Lösemittel aufgrund ihrer Flüchtigkeit schon wenige Stunden bis Tage nach der Verarbeitung vollständig verdunstet sind, können die in manchen "lösemittelfreien" Produkten ersatzweise enthaltenen Hochsieder unter Umständen noch über Monate oder Jahre an die Raumluft abgegeben werden und werden daher teils sogar deutlich kritischer beurteilt als Produkte mit "klassischen" Lösemitteln. Zu den häufig verwendeten "Glykolen“ beispielsweise fehlen leider noch weitreichende Nachweise bezüglich deren Auswirkungen auf die Gesundheit.
Wie wichtig sind Putze und Wandfarben für das Innenraumklima?
Josef Spritzendorfer: Vor allem im Hinblick auf den unmittelbaren Kontakt zum Innenraum haben natürlich Wandfarben einen sehr hohen Einfluss auf die "Raumluftqualität“. Schadstoffe finden sich aber auch immer wieder in Putzen. Neben "Weichmachern“ in manchen Kunstharzputzen sind dies auch Stoffe wie Toluol, ebenfalls Styrol, Formaldehyd und zahlreiche andere Emissionen, oft verursacht durch so genannte "Additive“. Leider gibt es derzeit nur von sehr wenigen Farben- und Putzherstellern umfassende Emissionszeugnisse.
Auf welche Eigenschaften neben den Inhaltsstoffen sollten Bauherren bei der Auswahl von Farben und Putzen noch Wert legen?
Josef Spritzendorfer: Wichtig für ein gesundes Wohnraumklima ist vor allem auch die "Diffusionsoffenheit“ des Materials, um einen Feuchtigkeitsausgleich zwischen Innenraumluft, Farbe, Putz und Wandkonstruktion zu ermöglichen. "Absperrende Produkte“ (Kunstharzdispersionen, Latexfarben u.a.) mit teilweise auch noch zusätzlich sehr hohen Emissionen und Gerüchen verhindern vor allem einen solchen Feuchtigkeitsaustausch - sie können daher massiv bei bereits kleinen "Dämmfehlern“ eine Schimmelbildung fördern. Kalkputze dagegen besitzen neben dieser gewünschten Diffusionsoffenheit zusätzlich eine hohe Alkalität, die absolut "schimmelhemmend“ wirkt. Das eco Institut in Köln hat zudem in einer umfassenden Untersuchung von Kalkputzen deren Fähigkeit nachgewiesen, zahlreiche Schadstoffe aus der Raumluft abzubauen.
Welche "Produkte“ empfehlen Sie grundsätzlich bei Räumen für besonders gesundheitsbewusste Bauherren?
Josef Spritzendorfer: Da wir auch sehr viele Allergiker beraten, ist die Minimierung von Gerüchen und Emissionen besonders wichtig. Neben emissionsgeprüften Kalkputzen empfehlen wir daher vor allem mineralische Wandfarben - umfangreiche sehr positive Prüfberichte besitzen vor allem Silikatfarben.
Prospekt: Wellhöfer Treppen GmbH & Co. KG
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