Expertenwissen

Dachausbau ohne Schadstoffe

Die richtigen Baustoffe für den wohngesunden Dachaufbau

Werden Dachräume als Wohnraum genutzt, steigen auch die Ansprüche an die "wohngesundheitliche" Eignung der dazu erforderlichen Baustoffe und Materialien. Wie sich gesundheitliche Risiken durch eine richtige Auswahl der Baustoffe, eine fachgerechte Planung und Ausführung vermeiden lassen, erläutert Josef Spritzendorfer, Experte für Baustoffe und Wohngesundheit.

AufsparrendämungBild größer anzeigen
Optimalen sommerlichen Hitzeschutz und Wohngesundheit im Dachgeschoss bietet eine Holzweichfaser-AufsparrendämmungFoto: PAVATEX GmbH
Einbau ZwischensparrendämmungBild größer anzeigen
Leicht und angenehm zu verarbeiten - die flexible Zwischensparrendämmung aus Hanf - ebenso wie die empfohlene Holzweichfaser von natureplus streng auf Schadstoffe geprüftFoto: Hock GmbH & Co. KG

Welche gesundheitlichen Risiken können aus Dachbaustoffen abgeleitet werden?

Josef Spritzendorfer: Beim nachträglichen Dachausbau in älteren Häusern sind vor allem Risiken aus Holzschutzmitteln, Emissionen aus "alten, ungeprüften" Dämmstoffen oder ein erhöhtes Schimmelrisiko bei nicht fachgerecht ausgeführter Dämmung und Luftdichtheit zu erwähnen. Aber auch beim Neubau sollten Bauherren auf den Einsatz emissionsarmer Baustoffe achten. Keineswegs erforderlich ist der Einsatz von Holzschutzmitteln im Dachgebälk oder generell im Haus. Seit vielen Jahren verzichten die Mitglieder vom Arbeitskreis Ökologischer Holzbau generell erfolgreich auf den Einsatz von chemischem Holzschutz; seit 2011 ist letzterer in Deutschland (DIN 688001 Holzschutznorm Oktober 2011) für Innenräume ohnedies bereits gänzlich verboten. Alte Dachstühle können aber durchaus noch Gifte wie PCP, Lindan, aber auch noch immer eingesetzte Schadstoffe wie Propiconazol enthalten, was der Gesundheit abträglich ist. Schadstoffe, Gerüche und auch sensibilisierende Stoffe können daneben auch von Dämmstoffen, Verklebungen und Wandverkleidungen ausgehen.

Welche Dämmstoffe empfehlen Sie speziell für den Dachausbau?

Josef Spritzendorfer: Generell empfehlenswert ist ein möglichst diffusionsoffener Aufbau des Dachbereichs. Dies bedeutet den Einsatz von Dampfbrems-Papieren und Folien, aber keine Dampfsperren. Unterscheiden müssen wir vor allem zwischen Aufsparren- und Zwischensparrendämmung. Besonders im Neubau empfehlen wir eine Aufsparrendämmung mit einer schadstoffgeprüften, wenn möglichen PU-frei verklebten, Holzweichfaserdämmplatte für gesundes Wohnen. Als Zwischensparrendämmung im Hausdach bedarf es flexibler Produkte wie Hanf, Schafwolle oder ebenfalls der in diesem Falle flexiblen Holzweichfaser. All diese natürlichen Dämmstoffe garantieren neben dem für das Raumklima gewünschten, durch die Dampfbremse geregelten positiven "Feuchtigkeitsausgleich", auch die Vorteile hohen Schallschutzes und höchsten sommerlichen Hitzeschutzes unter dem Dach. Auch das Risiko einer erhöhten Faserbelastung, Emissionen wie Hexanal, Styrol, Formaldehyd etc. werden damit größtmöglich vermieden. Für gesundes Wohnen wird aus diesem Grund auch der Einsatz von natureplus-geprüften Produkten empfohlen.

Welche Ausbauprodukte / Verkleidungen werden aus wohngesundheitlicher Sicht für den Dachausbau empfohlen?

Josef Spritzendorfer: Leider werden uns seit Jahren wirklich aussagekräftige Emissionsnachweise für die sehr häufig beim Innenausbau eingesetzten OSB-Platten nach wie vor von sämtlichen Herstellern verweigert. Uns liegen aber Raumluftprüfungen aus Wohnräumen vor, bei denen gerade aus solchen Produkten erhöhte Hexanal- und Terpenemissionen nachgewiesen wurden. Dies sind Stoffe die zwar in den üblichen Konzentrationen keineswegs gesundheitsgefährdend sind, aber immerhin für viele als geruchsintensiv unangenehm, für manche aber auch sensibilisierend wirken. Emissionsgeprüfte Holz-Plattenwerkstoffe für den Dachausbau und den Innenausbau bietet dagegen beispielsweise die Firma Haas, ebenso umfassend geprüfte Systeme (incl. Kleber, Spachtel etc) bietet seit Jahren die Firma Fermacell an.

Worauf sollten Handwerker gerade beim Dachausbau besonders achten?


Josef Spritzendorfer: Der häufigste Auslöser für "wohnraumbedingte" Erkrankungen ist nach wie vor der Schimmel in vielfältigen, oft auch oberflächlich nicht erkennbaren Formen. Ursache ist in den meisten Fällen eine nicht fachgerechte Ausführung der Luftdichtheitsebene, die manchmal kurzfristig, oft aber erst nach Monaten oder Jahren zu einem erhöhten Feuchtigkeitseintrag in der Dachdämmung und daraus resultierend Schimmel im Haus führt. Zu vermeiden ist dies, wenn der Bauherr darauf besteht, dass die korrekte Ausführung mittels eines BlowerDoor-Tests nachgewiesen wird.

Wie in allen Bereichen ist auch beim gesunden Wohnen die Zusammenarbeit zwischen Planer und den Handwerkern der einzelnen Gewerken maßgeblich für die Qualität des Ergebnisses. Vor allem die "Folgegewerke" wie Elektriker und Installateure müssen darauf achten, die Luftdichtheitsebene des Hauses nicht nachträglich zu beschädigen.

 
 
 
Quelle: Josef Spritzendorfer / www.sentinel-haus-stiftung.eu
 
 
 
 

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    Der VPB hilft beim Aufspüren von Schadstoffen Video: VPB Verband Privater Bauherren e.V.
 

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